Dienstag, 5. März 2019

Was bringt der sog. Sylt Shuttle?


Seit 2015 pendelt der Sylt Shuttle Plus (SSP) in beide Richtungen zwischen Bredstedt und Niebüll. Im aktuellen Fahrplan der Deutschen Bahn (DB) bis zu 30 Mal am Tag.

Je ein Zug verkehrt täglich auch von und nach Husum und Hamburg. In Niebüll wird der rote Schienenbus nach einem Rangiermanöver mit dem Autoreisezug auf die Insel verbunden. Dann geht die Fahrt weiter nach Westerland.

Info für Gäste der Ferienwohnung auf Sylt Sylter Deichwiesen.

„Seit der Einführung sind nun drei Jahre vergangen und wir freuen uns über stetig steigende Fahrgastzahlen“, sagt Bahn-Sprecher Egbert Meyer-Lovis. Das ist erstaunlich, denn in dem Zug sitzen meistens keine Fahrgäste. Obwohl er bis auf wenige Ausnahmen nur von Bredstedt nach Niebüll beziehungsweise Westerland fährt, ist er dem Fernverkehr zugeordnet.

Deshalb nennt man den SSP in den Dörfern Südtonderns an der Marschbahn und auf Sylt auch nur den „Geisterzug“. Sicher eine Verhöhnung der Deutschen Bahn, aber vor allem Ausdruck des Ärgers der Menschen, die an der Strecke leben. Denn bis zu 30 Mal am Tag werden an den Bahnübergängen die Schranken geschlossen. Dann steht man schon mal eine ganze Weile, vor allem, wenn dann auch noch andere Züge folgen und die Schranken dazwischen einfach unten bleiben.
Denn der SSP, dessen Wagen Namen von Sylter Dörfern wie Rantum, Keitum oder Kampen tragen, ist nicht der einzige Zug auf der Strecke; im Halbstunden-Takt verkehrt der Regionalexpress, dazu kommen noch einige Intercity-Züge.

Für die Handwerker im Dorf sei das Warten an der Schranke ein wesentlicher Faktor, sagt Hans Bruhn, Bürgermeister der Gemeinde Risum-LindholmSein Amtskollege ein paar Kilometer weiter südöstlich, Stephan Koth in Stedesand, ist der inoffizielle „Geisterzug-Beauftragte“ in der Region. Er versucht seit Jahren, den „Irrsinn“, wie er es nennt, zu stoppen. Eines seiner Argumente: In Zeiten von Umweltschutz und Einsparung von Ressourcen seien die Leerfahrten ein unhaltbarer Zustand

Der Sylt Shuttle Plus sei einzig und allein eingeführt worden, damit die zuständige Deutsche-Bahn-Tochter bei den lukrativen Autotransporten nach Sylt ein größeres Stück vom Kuchen erhalte, ist der Stedesander Bürgermeister überzeugt. Auf eine Anfrage von shz.de dazu hat der Bahn-Sprecher nicht geantwortet. Die Deutsche Bahn muss sich das Sylt-Geschäft mit dem Autozug Sylt, einer Tochter des US-Unternehmens RDC, teilen. Zwar bemüht sich Koth weiter darum, die Situation zu verbessern. Insgeheim hat er jedoch den Glauben daran verloren.
Ortskundige wählen Ausweichstrecken
Die Bevölkerung hat gelernt, damit umzugehen. Wenn man beispielsweise zu einer Veranstaltung in die direkt am Bahnübergang gelegene Gaststätte Knopp möchte, geht oder fährt man eben eine Viertelstunde früher los. Man weiß ja nie.
„Man verarscht die Bürger nach Strich und Faden“, nimmt Thomas Ketelsen kein Blatt vor den Mund. Der Landwirt wohnt ganz in der Nähe und muss immer über die Schienen, wenn er ins Dorf will. Ortskundige suchten sich schon lange Ausweichstrecken mit Bahnübergängen, die mit Ampel ausgestattet sind. Da sind die Wartezeiten kürzer. Doch die schmalen Feldwege sind dafür gar nicht ausgelegt, Schäden sind die Folge.

Quelle: https://www.shz.de/22814617 ©2019

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