Seit 2015 pendelt der Sylt Shuttle Plus (SSP) in beide Richtungen zwischen Bredstedt und Niebüll. Im aktuellen Fahrplan der Deutschen Bahn (DB) bis zu 30 Mal am Tag.
Je ein Zug verkehrt täglich auch von und nach Husum und Hamburg. In Niebüll wird der rote Schienenbus nach einem Rangiermanöver mit dem Autoreisezug auf die Insel verbunden. Dann geht die Fahrt weiter nach Westerland.
Info für Gäste der Ferienwohnung auf Sylt Sylter Deichwiesen.
„Seit der Einführung sind nun drei Jahre vergangen und wir freuen uns über stetig steigende Fahrgastzahlen“, sagt Bahn-Sprecher Egbert Meyer-Lovis. Das ist erstaunlich, denn in dem Zug sitzen meistens keine Fahrgäste. Obwohl er bis auf wenige Ausnahmen nur von Bredstedt nach Niebüll beziehungsweise Westerland fährt, ist er dem Fernverkehr zugeordnet.
Deshalb
nennt man den SSP in den Dörfern Südtonderns an der Marschbahn und auf
Sylt auch nur den „Geisterzug“. Sicher eine Verhöhnung der Deutschen
Bahn, aber vor allem Ausdruck des Ärgers der Menschen, die an der
Strecke leben. Denn bis zu 30 Mal am Tag werden an den Bahnübergängen
die Schranken geschlossen. Dann steht man schon mal eine ganze Weile,
vor allem, wenn dann auch noch andere Züge folgen und die Schranken
dazwischen einfach unten bleiben.
Denn
der SSP, dessen Wagen Namen von Sylter Dörfern wie Rantum, Keitum oder
Kampen tragen, ist nicht der einzige Zug auf der Strecke; im
Halbstunden-Takt verkehrt der Regionalexpress, dazu kommen noch einige
Intercity-Züge.
Für
die Handwerker im Dorf sei das Warten an der Schranke ein wesentlicher
Faktor, sagt Hans Bruhn, Bürgermeister der Gemeinde Risum-LindholmSein
Amtskollege ein paar Kilometer weiter südöstlich, Stephan Koth in
Stedesand, ist der inoffizielle „Geisterzug-Beauftragte“ in der Region.
Er versucht seit Jahren, den „Irrsinn“, wie er es nennt, zu stoppen.
Eines seiner Argumente: In Zeiten von Umweltschutz und Einsparung von
Ressourcen seien die Leerfahrten ein unhaltbarer Zustand
Der
Sylt Shuttle Plus sei einzig und allein eingeführt worden, damit die
zuständige Deutsche-Bahn-Tochter bei den lukrativen Autotransporten nach
Sylt ein größeres Stück vom Kuchen erhalte, ist der Stedesander
Bürgermeister überzeugt. Auf eine Anfrage von shz.de dazu hat der
Bahn-Sprecher nicht geantwortet. Die Deutsche Bahn muss sich das
Sylt-Geschäft mit dem Autozug Sylt, einer Tochter des US-Unternehmens
RDC, teilen. Zwar bemüht sich Koth weiter darum, die Situation zu
verbessern. Insgeheim hat er jedoch den Glauben daran verloren.
Ortskundige wählen Ausweichstrecken
Die
Bevölkerung hat gelernt, damit umzugehen. Wenn man beispielsweise zu
einer Veranstaltung in die direkt am Bahnübergang gelegene Gaststätte
Knopp möchte, geht oder fährt man eben eine Viertelstunde früher los.
Man weiß ja nie.
„Man
verarscht die Bürger nach Strich und Faden“, nimmt Thomas Ketelsen kein
Blatt vor den Mund. Der Landwirt wohnt ganz in der Nähe und muss immer
über die Schienen, wenn er ins Dorf will. Ortskundige suchten sich schon
lange Ausweichstrecken mit Bahnübergängen, die mit Ampel ausgestattet
sind. Da sind die Wartezeiten kürzer. Doch die schmalen Feldwege sind
dafür gar nicht ausgelegt, Schäden sind die Folge.
Quelle: https://www.shz.de/22814617 ©2019
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