Es
war ein herber Einschnitt für den Sylter Flughafen: Mit der Pleite von
Air Berlin im Oktober 2017 brach der größte Airline-Partner weg, zwei
Drittel der Flugkapazität fielen aus. Trotzdem kam der Flughafen gut aus
der Krise. Und Flughafen-Chef Peter Douven rechnet für 2019 mit
zusätzlichen Flugverbindungen auf die Insel.
Im
Moment herrscht auf dem Tinnumer Flugfeld Winterpause, außer der
Eurowings-Linie nach Düsseldorf freitags und sonntags landen keine
Linienmaschinen. Ab Ende März fliegen die Airlines den Inselflughafen
„GWT“ wieder regelmäßig an. Dann stehen neben Düsseldorf auch Frankfurt,
Kassel, Mannheim, München, Stuttgart und Zürich auf den Anzeigetafeln
im Terminal 1. Zu Ostern steigt auch Sylt Air von Terminal 2 wieder ins
Liniengeschäft ein und fliegt mit kleinen Maschinen nach Hamburg.
Info für Gäste der Ferienwohnung auf Sylt Sylter Deichwiesen
2017
waren es 140.000 Passagiere, die am Flughafen Sylt ein- oder
ausgestiegen sind. 2018 sackte die Zahl auf 125.000 ab, obwohl die
Prognose nach dem Air-Berlin-Ausfall deutlich schlechteres verhieß. „Wir
mussten komplett nachakquirieren“, erläutert Douven, hinter den
Kulissen glühten die Drähte zwischen Flughafen, Airlines und
Reiseveranstaltern. Mit Condor kam ein weiterer Anbieter von
Flugverbindungen nach Düsseldorf hinzu. Allerdings fielen im vergangenen
Jahr auch zwei weitere Airlines aus – Skywork (Flüge nach Bern und
Basel) meldete Insolvenz an und Yourways (Wilhelmshaven, Cuxhaven)
stellte den Linienverkehr komplett ein.
Den
Platz der wichtigsten Airline hat mittlerweile Eurowings eingenommen –
die Billigfluggesellschaft aus dem Lufthansa-Konzern bringt fast die
Hälfte aller Flugreisenden nach Sylt. „Eurowings ist aber kein
vollwertiger Ersatz für Air Berlin“, sagt Douven. Außerdem habe sich die
Airline für 2019 das Ziel gesetzt, die Zahl der Verspätungen nach dem
Problemjahr 2018 deutlich zu senken. Die Konsequenz: Der Flugplan wird
weniger eng gestrickt, die Zahl der Flüge sinkt. Die Sylter mussten sich
daher trotz guter Auslastung von der Eurowings-Linie nach Köln/Bonn
verabschieden.
Aber
Douven kann auch Positives vermelden: Condor beendet die Winterpause
ihrer Düsseldorf-Sylt-Verbindung schon zu Ostern und fliegt dann nicht
mehr nur mit dem Airbus A320, sondern bei Bedarf auch mit dem A321.
Damit wächst die Kapazität von 180 auf 210 Passagiere. Rhein-Neckar-Air
verbindet Sylt ab April wieder mit Mannheim, nimmt aber zu Pfingsten ein
weiteres Ziel ins Angebot auf: Kassel-Calden, den vor sechs Jahren
eröffneten Regionalflughafen. Zwischen 8. Juni und 31. August bringt
eine kleine Dornier 328 jeden Sonnabend bis zu 31 Passagiere in einer
knappen Stunde auf die Insel und zurück.
Flughafen-Chef setzt auf Alpenländer Schweiz und Österreich
Große
Hoffnungen setzt der Flughafen-Chef auf die Alpenländer: Dank
permanenter Sylt-Werbung steige die Zahl der Schweizer Passagiere, die
mit Swiss aus Zürich anreisen, seit fünf Jahren kontinuierlich. Viele
Schweizer kämen sogar mit dem Auto auf die Insel, die mit herber
Nordseeluft lockt. Douven würde auch gern die österreichische Hauptstadt
Wien in den Flugplan aufnehmen, doch dazu fehlt noch die passende
Airline. Die Luftfahrtbranche sei arg gebeutelt, für neue Fluglinien
fehlten häufig der Mut und das Kapital.
Trotzdem
rechnet er für 2019 mit ähnlichen Fluggastzahlen wie 2018, womit auch
die Zuschüsse der Inselgemeinden nicht steigen müssten. „Zentraler Punkt
ist unser Kampf um die Erstattung hoheitlicher Kosten.“ 1,1 Millionen
Euro gehen jedes Jahr für Flugsicherung, Gefahrenabwehr, Zoll und
Brandschutz drauf, für die nach Douvens Meinung eigentlich der Bund
zuständig wäre – wie bei den großen Flughäfen auch. „Wenn wir diesen
Betrag nicht zahlen müssten, wären wir profitabel – das schafft kein
anderer Regionalflughafen.“ Die Antwort auf Douvens fünfseitigen Antrag
ist das Berliner Verkehrsministerium noch schuldig.
– Quelle: https://www.shz.de/22484257 ©2019
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