Freitag, 1. Februar 2019

Bilanz Flughafen Sylt

Pfingsten nimmt Rhein-Neckar-Air Linienbetrieb nach Kassel auf. Flughafen-Chef erwartet Passagierzahlen wie im Vorjahr.


Es war ein herber Einschnitt für den Sylter Flughafen: Mit der Pleite von Air Berlin im Oktober 2017 brach der größte Airline-Partner weg, zwei Drittel der Flugkapazität fielen aus. Trotzdem kam der Flughafen gut aus der Krise. Und Flughafen-Chef Peter Douven rechnet für 2019 mit zusätzlichen Flugverbindungen auf die Insel.
Im Moment herrscht auf dem Tinnumer Flugfeld Winterpause, außer der Eurowings-Linie nach Düsseldorf freitags und sonntags landen keine Linienmaschinen. Ab Ende März fliegen die Airlines den Inselflughafen „GWT“ wieder regelmäßig an. Dann stehen neben Düsseldorf auch Frankfurt, Kassel, Mannheim, München, Stuttgart und Zürich auf den Anzeigetafeln im Terminal 1. Zu Ostern steigt auch Sylt Air von Terminal 2 wieder ins Liniengeschäft ein und fliegt mit kleinen Maschinen nach Hamburg.


2017 waren es 140.000 Passagiere, die am Flughafen Sylt ein- oder ausgestiegen sind. 2018 sackte die Zahl auf 125.000 ab, obwohl die Prognose nach dem Air-Berlin-Ausfall deutlich schlechteres verhieß. „Wir mussten komplett nachakquirieren“, erläutert Douven, hinter den Kulissen glühten die Drähte zwischen Flughafen, Airlines und Reiseveranstaltern. Mit Condor kam ein weiterer Anbieter von Flugverbindungen nach Düsseldorf hinzu. Allerdings fielen im vergangenen Jahr auch zwei weitere Airlines aus – Skywork (Flüge nach Bern und Basel) meldete Insolvenz an und Yourways (Wilhelmshaven, Cuxhaven) stellte den Linienverkehr komplett ein.
Den Platz der wichtigsten Airline hat mittlerweile Eurowings eingenommen – die Billigfluggesellschaft aus dem Lufthansa-Konzern bringt fast die Hälfte aller Flugreisenden nach Sylt. „Eurowings ist aber kein vollwertiger Ersatz für Air Berlin“, sagt Douven. Außerdem habe sich die Airline für 2019 das Ziel gesetzt, die Zahl der Verspätungen nach dem Problemjahr 2018 deutlich zu senken. Die Konsequenz: Der Flugplan wird weniger eng gestrickt, die Zahl der Flüge sinkt. Die Sylter mussten sich daher trotz guter Auslastung von der Eurowings-Linie nach Köln/Bonn verabschieden.
Aber Douven kann auch Positives vermelden: Condor beendet die Winterpause ihrer Düsseldorf-Sylt-Verbindung schon zu Ostern und fliegt dann nicht mehr nur mit dem Airbus A320, sondern bei Bedarf auch mit dem A321. Damit wächst die Kapazität von 180 auf 210 Passagiere. Rhein-Neckar-Air verbindet Sylt ab April wieder mit Mannheim, nimmt aber zu Pfingsten ein weiteres Ziel ins Angebot auf: Kassel-Calden, den vor sechs Jahren eröffneten Regionalflughafen. Zwischen 8. Juni und 31. August bringt eine kleine Dornier 328 jeden Sonnabend bis zu 31 Passagiere in einer knappen Stunde auf die Insel und zurück.
Flughafen-Chef setzt auf Alpenländer Schweiz und Österreich
Große Hoffnungen setzt der Flughafen-Chef auf die Alpenländer: Dank permanenter Sylt-Werbung steige die Zahl der Schweizer Passagiere, die mit Swiss aus Zürich anreisen, seit fünf Jahren kontinuierlich. Viele Schweizer kämen sogar mit dem Auto auf die Insel, die mit herber Nordseeluft lockt. Douven würde auch gern die österreichische Hauptstadt Wien in den Flugplan aufnehmen, doch dazu fehlt noch die passende Airline. Die Luftfahrtbranche sei arg gebeutelt, für neue Fluglinien fehlten häufig der Mut und das Kapital.
Trotzdem rechnet er für 2019 mit ähnlichen Fluggastzahlen wie 2018, womit auch die Zuschüsse der Inselgemeinden nicht steigen müssten. „Zentraler Punkt ist unser Kampf um die Erstattung hoheitlicher Kosten.“ 1,1 Millionen Euro gehen jedes Jahr für Flugsicherung, Gefahrenabwehr, Zoll und Brandschutz drauf, für die nach Douvens Meinung eigentlich der Bund zuständig wäre – wie bei den großen Flughäfen auch. „Wenn wir diesen Betrag nicht zahlen müssten, wären wir profitabel – das schafft kein anderer Regionalflughafen.“ Die Antwort auf Douvens fünfseitigen Antrag ist das Berliner Verkehrsministerium noch schuldig.
– Quelle: https://www.shz.de/22484257 ©2019

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