Sechs
Monate ist das Tourismusjahr 2018 erst alt – doch schon jetzt zeigt
sich eine klare Tendenz bei den Fremdenverkehrsvereinen: „Wir
verzeichnen seit Jahresbeginn einen Buchungsrückgang. Nicht dramatisch,
aber doch spürbar“, berichtet Andrea Schlichte, 1. Vorsitzende des
Westerländer Fremdenverkehrsvereins (FVV). Ob sich diese Tendenz so
fortsetzt, werde sich erst am Jahresende zeigen, betont sie. Im Moment
würde sich allerdings ein Rückgang sowohl von Besuchern und
Übernachtungen andeuten. Information für Gäste der Ferienwohnung auf Sylt Sylter Deichwiesen.
Für
den Verein sei 2017 ein sehr erfolgreiches Jahr gewesen, „da macht es
sich schon bemerkbar, wenn die Buchungen auf einmal rückläufig werden,
wie das seit Januar der Fall ist“, so Schlichte. Verantwortlich dafür,
so glaubt sie, seien unter anderem das anhaltende Chaos auf der Schiene
und der frühe Ostertermin.
Der
Westerländer Fremdenverkehrsverein und die Tourist Information
Wenningstedt-Braderup e.V. sind die letzten beiden
Fremdenverkehrsvereine der Insel – beide mit etwa 250 Mitgliedern. In
den anderen Inselorten liegt das Buchungsgeschäft schon komplett bei den
Tourismus-Services. Wie viele andere Vereine auf Sylt hat auch der FVV
in den vergangenen Jahren Mitglieder verloren, „es hat sich jetzt aber
eingependelt“, sagt die Tourismusfachwirtin. Das sei der Tradition
geschuldet, glaubt sie. „Wir haben viele treue Mitglieder, die uns eng
verbunden sind. Vor allem die Kleinvermieter fühlen sich bei uns gut
aufgehoben.“
Dennoch
müsse sich der Verein in den kommenden Jahren neu strukturieren: „Für
uns steht das Vermietgeschäft nicht mehr so im Vordergrund. Das
übernehmen heute die vielen Online-Portale“, meint die
Vereinsvorsitzende. In Zukunft müssten sie sich dafür mehr um die
Betreuung der Kleinvermieter kümmern. „Ich sehe uns da viel mehr in der
Beraterfunktion. Wir müssen den Kleinvermietern auf dem großen Markt
zeigen, wie sie überleben können.“
Aber
nicht nur der Verein, auch die Vermieter müssten Veränderungen in
Betracht ziehen. Daniela Groneberg, Mitarbeiterin im Buchungszentrum
Sylt, weiß, dass vor allem die Wohnungs-Einrichtung und ihre
entsprechende Präsentation zu Buchungen führt – oder eben nicht.
„Manchmal ist es schwer, mit den Vermietern auf einen Nenner zu kommen“,
sagt sie. Vor allem sei es schwierig, einer 70 Jahre alten Dame zu
erklären, dass die Schrankwand „Eiche Rustikal“ und der
Fliesenkacheltisch vor dem Sofa überholt sind. „Aber ohne eine
Renovierung kommen irgendwann keine Gäste mehr nach und das Objekt lässt
sich nicht mehr erfolgreich vermieten.“
Viele
Vermieter müssten aber nicht nur an der Einrichtung, sondern auch an
ihrer Einstellung arbeiten, sagen Groneberg und Schlichte. Das betreffe
vor allem das Online-Buchungsgeschäft. „Die Entscheidung, ob ein Gast
ein bestimmtes Objekt nimmt, fällt heute im Internet“, sagt Schlichte.
„Von jedem Objekt gibt es zahlreiche Fotos und die Gäste haben die
Möglichkeit, sich vor Buchungsabschluss genau das auszusuchen, was ihnen
am besten gefällt und was zeitgemäß ist.“
Doch
viele Vermieter stünden der Online-Buchbarkeit heute noch ablehnend
gegenüber – sie müssten aber begreifen, dass die Gäste heutzutage im
Internet buchen wollen. Und dafür sei die eigene Darstellung
entscheidend. „Gute und aussagekräftige Fotos, am besten von einem
Fotografen, sind dabei fast noch wichtiger als die Texte“, weiß
Schlichte. Doch auch das habe sich bei vielen Vermietern noch nicht
durchgesetzt. Auf manchen Fotos sei zum Beispiel das Bett unbezogen oder
im Badezimmer steht der Putzeimer noch neben der Toilette. „Dabei haben
wir in unserem Reservierungsprogramm so viele schöne Fotos, von denen
man sich inspirieren lassen kann.“
Ein
vieldiskutiertes Thema im FVV sei die Mindestvermietzeit vieler
Vermieter von sieben Tagen. „Wir empfehlen häufig, dass man auch vier
oder fünf Nächte vermieten sollte. Das kommt aber für einige partout
nicht in Frage“, sagt Daniela Groneberg und Andrea Schlichte ergänzt,
dass man den Kurzaufenthalt doch auch als Werbung sehen könne. „Wenn der
Gast für drei Tage kommt und sich wohlfühlt, kommt er beim nächsten Mal
vielleicht für sieben oder vierzehn Tage wieder.“ Andererseits wisse
sie auch, dass die vielen Kurzübernachtungen auf der Insel ein Problem
darstellen: „Wir müssen immer mehr Gäste heranholen, um unsere
Übernachtungszahlen halten zu können. Und das führt dann zu den massiven
An- und Abreiseproblemen“, so Schlichte. Außerdem sei dadurch generell
mehr Bewegung auf der Insel, weil die Gäste in fünf Tagen alles machen
wollen, was sie früher in vierzehn Tagen gemacht haben. Mehr, als eine
Empfehlung für die Vermietdauer aussprechen, kann und möchte der Verein
nicht. „Die Vermieter müssen sich selbst fragen, womit sie leben
können“, sagt Schlichte. Wenn sie merken, dass ihre Einnahmen
zurückgehen, die Vermietung aber eine wichtige Einnahmequelle ist,
sollten sie sich dem Buchungsverhalten der Gäste anpassen. „Wer es sich
leisten kann, kann natürlich bei dem Sieben-Tage-Modell bleiben.“
Nach SHZ
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