Kann Hörnum noch gerettet werden, wenn wieder Sturmfluten gegen die Nordseeinsel spülen. Vielleicht ist die Hörnumer Odde aber auch stabil und hält länger. Experten sind sich einig, früher oder später wird die schmale Südspitze abbrechen. Augenzeugen berichten von gravierenden Sandverlusten in der vergangenen Woche.
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Wer in den vergangenen Wochen davon geträumt hatte, bald den umfluteten südlichsten Odde-Zipfel abgetrennt vom Rest der Insel im Meer zu sehen, könnte sich demnächst freuen. „Es ist ein mögliches Szenario, dass der Zipfel umspült wird“, sagt Arfst Hinrichsenvom Landesbetrieb für Küstenschutz. Wenn es eine starke Sturmflut mit heftigem Seegang gibt, kann sich das Tal, das zwischen dem äußersten südlichen Ende und dem Rest der Odde liegt, mit Wasser füllen.
Dadurch würde der Südzipfel dann abgetrennt. „Das ist jederzeit möglich“, sagt Hinrichsen. Wie lange diese Abspaltung zwischen dem äußersten Zipfel und der Insel dann bestehen bleibe, hänge davon ab, wie hoch das Wasser kommt. „Wenn ein so genannter Brandungswall entsteht – also viel Wasser in den Dünengraben strömt – kann es nicht so schnell wieder rauslaufen“, sagt Hinrichsen. Das führe dann, auch weil der Boden nicht sehr wasserdurchlässig sei, dazu, dass der Zipfel weiter frei von der Nordsee umspült werde. Gegebenenfalls auch über einen längeren Zeitraum. Zuletzt hatte es ein solches Szenario inHörnum im Februar 1990 gegeben.
Permanent werde diese neu entstandene Mini-Insel allerdings nicht bestehen, sagt der Experte. „Es bildet sich dann eine Sandbank, die rund zwei Meter unter dem Meeresspiegel liegt.“ Das passiert, wenn die Dünentäler auf der Odde bei Sturmfluten voll laufen, dabei immer mehr Sand abgetragen wird und sie schließlich vom Meer überspült werden.
„Begehbar wird diese Sandbank aber vermutlich nicht sein, und auch bei Ebbe zunächst nicht trockenfallen“, sagt er. Eine genaue Prognose, wann das so weit ist, könne er jedoch nicht abgeben. Klar sei jedoch, dass die Odde immer mehr im Meer verschwindet – bei jedem Sturm werde ein Stückchen mehr abgetragen.
Die Insel nimmt schon jetzt Abschied von ihrer Südspitze, dem mit Gräsern bewachsenen Sandzipfel. Auf Twitter trauern die Nutzer um die Odde: „Die Südspitze geht unter. So viele Erinnerungen, ich könnte heulen“, schreibt einer vor vier Tagen. „So ein Verlust, ich muss dringend nochmal nach Sylt“, bemerkt ein anderer.
1972 hatte die Odde noch das Ausmaß von rund 151 Fußballfeldern, sie erstreckte sich über mehr als einen Quadratkilometer. Seitdem schrumpft sie: Heute sind von dem ursprünglichen Schutzgebiet keine 20 Prozent mehr übrig. Schwere Verluste hatte die Sylter Südspitze im November 2015 hinnehmen müssen. Auf rund 850 Metern Länge und bis zu 60 Metern Breite fielen damals rund 2,2 Hektar Land des Naturschutzgebietes den Wellen zum Opfer. Nun umfasst die Odde gerade noch gut 30 Fußballfelder.
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