Mittwoch, 29. Juli 2020

Wissenswertes und Interessantes über Sylt

Sylt | Bunte Bilder statt Bargeld: Genau einhundert Jahre ist es her, dass die ersten Sylter Gemeinden Geldscheine drucken ließen: Es schlug die Stunde des Notgelds in einer wirtschaftlichen Krisenzeit.
Je länger in Europa der Erste Weltkrieg tobte, umso knapper wurde im Deutschen Reich das Geld. Münzen wurden eingeschmolzen und mutierten zu Kanonen und Kugeln. Auch nach Kriegsende gab es daher zunächst nur wenig Münzgeld. Nun schlug die Stunde des Notgelds. Westerland und Keitum waren die beiden ersten Sylter Gemeinden, die 1920 Notgeldscheine drucken ließen. Weitere Inselorte folgten bis 1923, aber auch Firmen und Vereine. Insgesamt wurden 30 verschiedene Noten mit Nominalwerten zwischen 50 Pfennigen und zwei Mark gedruckt.
Doch schon bald wurden die Notgeldscheine gleichsam zu Spielgeld, denn angesichts der galoppierenden Inflation musste man schon Millionen und Billionen im Portemonnaie haben. Erst 1923 schuf die Einführung der Deutschen Rentenmark wieder solide Währungsverhältnisse.


Heute indes stehen die Sylter Notgeldscheine bei Sammlern hoch im Kurs, denn viele der Noten sind kleine Kunstwerke. Unser Mitarbeiter Frank Deppe stellt die ersten kommunalen Notgeldscheine der Insel von 1920 vor: Ein Rettungsboot auf dem Weg zu einem sinkenden Schiff schmückt diesen Notgeldschein im Wert von einer Mark. Damit würdigte die Stadt Westerland das Engagement des noch heute existenten Freiwilligen Rettungs-Corps Westerland.
Die Gründung des Corps Westerland im Jahr 1891 wurde durch ein schweres Unglück initiiert: Nach tagelangem schweren Südweststurm strandete der Segler "Reintjedina" am Vormittag des 29. Oktober 1890 auf einem Riff vor Wenningstedt. Es folgten mehrere vergebliche Hilfsaktionen, ehe zuletzt zumindest eines der vier Besatzungsmitglieder lebend gerettet werden konnte.
In den folgenden Jahrzehnten gelang es dem Freiwilligen Rettungs-Corps Westerland, über hundert Schiffbrüchige aus ihrer Not zu befreien, wobei das Rettungsboot lange Zeit von einem Pferdegespann zum Flutsaum gezogen wurde.
Heute sind vornehmlich die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger und die Wasserwacht des DRK auf Sylt für die Seenotrettung zuständig, während das Freiwillige Rettung-Corps Westerland sein Augenmerk vorrangig auf Sturmflut- und andere Einsätze richtet.
Nach Sylter Rundschau

Freitag, 3. Juli 2020

Stress bei der Autoverlade auf Sylt

Jedes Wochenende im Hochsommer das gleiche Bild: Im Westerländer Industrieweg staut sich der Autoverkehr vor dem Verladeterminal.
Genervt sind nicht nur Sylter Gäste – die Supermärkte klagen über die versperrte Zufahrt, die Anwohner über den Lärm. „Bis zu 60 Autozüge fahren täglich durch unsere Vorgärten“, beklagt der Tinnumer CDU-Gemeindevertreter und Kreispräsident Manfred Uekermann. „Eine Verlegung der Autoverladung würde die Lebensqualität unserer Bürger deutlich verbessern.“
Die Bahnstrecke aufs Festland ist Sylts Lebensader – mit beschränkter Leistungsfähigkeit. „Aufgrund der Eingleisigkeit ist die Betriebsqualität und Pünktlichkeitssituation auf der Strecke unbefriedigend“, heißt es im Bundesverkehrswegeplan für das Jahr 2030. Der zweigleisige Ausbau auf der 13 Kilometer langen Strecke zwischen Niebüll und Klanxbüll und auf dem sechs Kilometer langen Abschnitt zwischen Morsum und Tinnum soll Abhilfe schaffen, 221 Millionen Euro wurden dafür im November 2018 eingeplant.