Sylt | Bunte
Bilder statt Bargeld: Genau einhundert Jahre ist es her, dass die
ersten Sylter Gemeinden Geldscheine drucken ließen: Es schlug die Stunde
des Notgelds in einer wirtschaftlichen Krisenzeit.
Je
länger in Europa der Erste Weltkrieg tobte, umso knapper wurde im
Deutschen Reich das Geld. Münzen wurden eingeschmolzen und mutierten zu
Kanonen und Kugeln. Auch nach Kriegsende gab es daher zunächst nur wenig
Münzgeld. Nun schlug die Stunde des Notgelds. Westerland und Keitum
waren die beiden ersten Sylter Gemeinden, die 1920 Notgeldscheine
drucken ließen. Weitere Inselorte folgten bis 1923, aber auch Firmen und
Vereine. Insgesamt wurden 30 verschiedene Noten mit Nominalwerten
zwischen 50 Pfennigen und zwei Mark gedruckt.
Doch
schon bald wurden die Notgeldscheine gleichsam zu Spielgeld, denn
angesichts der galoppierenden Inflation musste man schon Millionen und
Billionen im Portemonnaie haben. Erst 1923 schuf die Einführung der
Deutschen Rentenmark wieder solide Währungsverhältnisse.
Heute
indes stehen die Sylter Notgeldscheine bei Sammlern hoch im Kurs, denn
viele der Noten sind kleine Kunstwerke. Unser Mitarbeiter Frank Deppe
stellt die ersten kommunalen Notgeldscheine der Insel von 1920 vor: Ein
Rettungsboot auf dem Weg zu einem sinkenden Schiff schmückt diesen
Notgeldschein im Wert von einer Mark. Damit würdigte die Stadt
Westerland das Engagement des noch heute existenten Freiwilligen
Rettungs-Corps Westerland.
Die
Gründung des Corps Westerland im Jahr 1891 wurde durch ein schweres
Unglück initiiert: Nach tagelangem schweren Südweststurm strandete der
Segler "Reintjedina" am Vormittag des 29. Oktober 1890 auf einem Riff
vor Wenningstedt. Es folgten mehrere vergebliche Hilfsaktionen, ehe
zuletzt zumindest eines der vier Besatzungsmitglieder lebend gerettet
werden konnte.
In
den folgenden Jahrzehnten gelang es dem Freiwilligen Rettungs-Corps
Westerland, über hundert Schiffbrüchige aus ihrer Not zu befreien, wobei
das Rettungsboot lange Zeit von einem Pferdegespann zum Flutsaum
gezogen wurde.
Heute
sind vornehmlich die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger
und die Wasserwacht des DRK auf Sylt für die Seenotrettung zuständig,
während das Freiwillige Rettung-Corps Westerland sein Augenmerk
vorrangig auf Sturmflut- und andere Einsätze richtet.
Nach Sylter Rundschau